Es wird Zeit, den Drucker mal etwas genauer anzusehen. Ich fange nochmal beim Einschalten an. Und da ist auch schon wieder eine postive Kleinigkeit anzumerken: Das Gerät hat einen richtigen Schalter für den Strom. Ich habe zwar die interne Verkabelung und den Stromverbrauch noch nicht geprüft, aber die alleinige Anwesenheit eines Schalters ist heute ja schon fast eine Besonderheit.
Nach dem Einschalten zeigt der Drucker schon seine ersten künstlerischen Fähigkeiten. Eine Selbstdarstellung in blauem Leuchtdiodenlicht:
Ganz ehrlich: Es sieht auf dem Foto nur halb so cool aus, wie im Original. Ein paar weitere Eindrücke ohne Kommentar …
Da ich schon einen kleinen Eindruck vom Sortiment des Gleitlagerherstellers igus bekommen habe (Projekt „Der Drucker“) fand ich in der Witbox doch so einige Bekannte wieder.
Die Linearlager am Z-Lift …
… und die Energieketten zur Kabelführung …
… um nur ein paar der hochwertigen Komponenten zu nennen. Mir fällt da unweigerlich einer der ganz großen Player am 3D-Druckermarkt ein, der da eine andere Strategie fährt. Dort werden die Gleitlager in Bronze ausgeführt und müssen mit Öl geschmiert werden. Nach meiner Meinung dürften die wartungsfreien Lager in der Witbox für längeren störungsfreien Betrieb geeignet sein.
Ein weiteres Highlight des Druckers ist die Filament-Führung. Laut bq beruht die technische Umsetzung auf der Fibonacci-Kurve. Das googlen danach lohnt sich, da lernt man Einiges über Zahlenfolgen, goldene Schnitte und Spiraltypen. Hier soll es das 1,75mm-Filament in einem Teflonröhrchen von der Geräterückseite zum Hotend führen. Jeder, der schon selbst einmal einen 3D-Drucker gebaut hat, weiß, dass es gar nicht so einfach ist, einen Filamentweg zu finden, der dem Hotend größtmögliche Freiheit erlaubt ohne das Filament zu knicken oder anderweitig einzuklemmen. Bei der Witbox soll das mit der Fibonacci-Kurve gelungen sein. In den folgenden Bildern habe ich versucht, dem Weg des Filaments zu folgen.
Hinten oben geht es ins Gerät.
Die Innenseite
Knapp unterhalb des Druckerdeckels geht es auf der Vorderseite herum nach links.
Danach geht es über eine 90°-Kurve zum Hotend. Man beachte das interessante Acrylglasteil, was den Teflonschlauch bei den x/y-Bewegungen des Hotends führt. Es rotiert um die Hotendachse.
Und tatsächlich: Beim Laden des Filaments, was im Handbuch recht gut beschrieben ist, stellt das Einfädeln des Kunststoffdrahtes kein Problem dar. Der Teflonschlauch führt zu keiner übermäßigen Reibung. Zumindest bis zum Hotend lässt sich das Filament problemlos vorschieben. Beim Zuführen in das Hotend hatte ich dagegen leichte Probleme. Irgendwie ging es nicht weiter, aber aus dem Hotend kam nichts heraus. Ich habe dann kurzerhand die Verbindung an dem Pneumatikanschluss geöffnet und den Draht direkt zugeführt. Ein „Umweg“, der nur Sekunden dauert.
Ich kann aber nicht nur loben. An der nächsten Stelle sind Komponenten verbaut, die ich bei solchen Anlagen gar nicht mag: Mechanische Endschalter. Hier hat bq meines Erachtens den falschen Weg beschritten. Ich habe es an anderer Stelle in meinem Blog schon mal geschrieben: Mechanische Schalter haben nur eine begrenzte Zahl von Schaltvorgängen, bevor sie kaputt sind. Optische Schalter haben diesen Mängel nicht. Ein Bild des z-Lift-Endschalters.
Das Anfahren der Endschalter ist bei diesem Drucker immer durch ein intensives Leuchten der jeweiligen roten LED begleitet.
Die erste Arbeit, zu der auch das Handbuch rät, ist das Nivellieren des Drucktisches. Dabei hilft ein Assistent der über das vierzeilige Display auf der Vorderseite nebst Druck-/Drehschalter rechts daneben bedient wird. Die ersten Bedienschritte des Assistenten zeigt das Display folgendermaßen an:
Knopf drücken und „Einstellungen“ durch Drehen wählen.
Knopf drücken und „Platte justieren“ wählen.
Hier kann man nur bestätigen. Geschmackssache! Hätte man meines Erachtens auch weglassen können.
Das Druckbett fährt jetzt ganz nach oben auf die Nullposition. Dann fährt der Druckkopf nach hinten in die Mitte.
Unter der Druckplatte sind drei Rändelschrauben angebracht, die die Platte an der jeweiligen Position herauf- oder herunterschrauben.
In der Anleitung steht, dass das mitgelieferte Kalibrierblatt gerade noch zwischen Hotend und Drucktisch beweglich sein soll. Anstelle des Kalibrierblatts kann man auch ein Schreibmaschinenblatt (80g) nehmen, – ich habe es sicherheitshalber bei bq angefragt. Wenn jetzt diese Position stimmt, wird der Knopf gedrückt und der Druckkopf fährt nach vorne links. Gleiches Spiel. Dann vorne rechts. Nach der letzten Bestätigung fährt der Kopf in die Mitte der Platte und will wissen ….
Der Drucker ist da recht selbstbewusst. Die Frage kann nicht verneint werden. Man kann nur durch Drücken bestätigen. Das Handbuch sagt an der Stelle, dass man den ganzen Vorgang sooft ausführen soll, bis es passt. Und das Handbuch sagt auch, dass man immer wieder die korrekte Nivellierung überprüfen soll, was ja auch absolut sinnig ist.
Einen kleinen Haken gibt es dabei, der mir heute auffiel. Die Nivellierung findet bei kaltem Hotend statt. Befinden sich noch Reste an der Spitze, kann die Nivellierung nicht zum Erfolg führen. Vor dem Nivellieren sollte also die Düse gereinigt werden. Das ist der Grund, warum ich bei meinem Drucker die Nivellierung nur mit heißem Hotend durchführe, – ohne Assistent. Aber zugegeben: Bequem ist so ein Assistent schon, allein schon dadurch, dass ich die Positionen nicht von Hand anfahren muss.
So … Der Drucker ist an und mit Filament bestückt. Das Druckbett ist nivelliert. Jetzt drucken wir. Und das wird bei der Witbox üblicherweise von der SD-Karte gestartet. Die Druckfiles werden dazu am PC erzeugt und dann auf eine SD-Karte geschrieben. Der Steckplatz ist auf der Displayrückseite im Innenraum des Druckers.
Mit der Druckvorbereitung und einem ersten Druck geht es dann weiter in diesem Test der Witbox von bq.
Ich hoffe, dass es bisher verständlich und interessant war. Wenn Fragen bleiben stehe ich gern zur Verfügung …
Hallo Thomas, vielen Dank für deinen tollen Blog. Ich habe gestern meine witbox ausgepackt und installiert. Mit 3D-Druck kenne ich mich schon aus, ich habe im Büro einen von stratasys stehen, der damals um die 30000€ gekostet hat ;-)…
Ich hatte aber dasselbe Problem wie du, das ich den Kunststoffdraht (Filament) nicht richtig zuführen konnte. Du schreibst hierzu. Zitat: „Ich habe dann kurzerhand die Verbindung an dem Pneumatikanschluss geöffnet und den Draht direkt zugeführt. Ein „Umweg“, der nur Sekunden dauert.“
Meinest du damit, du hast den Festo-Verschluss, den man auf dem Bild sieht, gelockert, den Kunststoffschlauch rausgezogen, dann den Draht weiter eingeführt und alles wieder befestigt? Wie weit hast du den Draht dann noch weitergedrückt? Zu einem Anschlag?
Sorry, wenn ich soviel frage, habe aber keine Lust dat Dingens gleich kaputt zu machen…
P.S.: Beim nivellieren habe ich auch das Problem, das die Düse in der Mitte ziemlich auf null liegt. Ich habe vor, das dann so einzurichten, bis die Düse in der Mitte so läuft, dass das Blatt durchpasst. An den drei Enden die eingerichtet werden hieße das ja dann, das etwas mehr Luft ist, als die Dicke des Blattes. Ich denke, das muss man dann über den Druck herausfinden…
Vorrausgesetzt dass die Plattform eben ist, sollte das Testpapier überall mit dem gleichen Widerstand durchzuschieben sein. Mit anderen Worten: Der Abstand der Hotendspitze zur Druckplatte ist überall gleich. … oder habe ich jetzt die Frage falsch verstanden?
Hallo Bernd,
genau, wie Du es sagst: Ich habe den Verschluss geöffnet (in Richtung Hotend eindrücken) um den Teflonschlauch abzuziehen. Dann das Filament weiter fördern lassen und von Hand bis in das Hotend drücken, bis Filament aus der heißen Düse austritt. Anschließend den Teflonschlauch wieder in den Verschluss schieben und auf saubere Verriegelung achten, damit er nicht wieder herausgeschoben wird.
Das Einschieben des Filament ins Hotend ist wirklich etwas tricky. Ab dann sollte alles funktionieren. Mir schent die letzte 90°-Biegung vor dem Hotend problematisch zu sein.