… und was wäre Weihnachten ohne entsprechende Dekoration. Ein Hirsch sieht da immer gut aus. Nachdem ein älterer Druck aus dem FDM-Drucker leider von seinem hohen Podest in den Abgrund sprang, – o.k., er hatte Unterstützung durch Unachtsamkeit, und somit in „tausend“ Teile zersprang, musste etwas Neues her. Auf thingiverse wird man da schnell fündig.
Dieses tolle Modell ist hier zu finden. Der Druck ist meines Erachtens auf einem FDM-Drucker nahezu nicht machbar. Das Geweih stellt ein großes Problem dar. Deshalb bereitete ich das Modell für einen Druck auf dem SLA-Drucker vor.
Die Ausrichtung auf der Druckplatte habe ich selbst vorgenommen. Mittlerweile habe ein wenig Erfahrung damit, welche Ausrichtung sich gut oder weniger gut drucken lässt. Zudem wurde das Modell auf die mögliche Größe meines Druckers skaliert, – 145%. Auf meinem Anycubic Photon M3 Max lässt sich schon was machen.
Schätzungsweise lässt sich sogar noch größer drucken, was dann aber eventuell mehr Stützen notwendig macht und andere Druckprobleme mit sich bringt.
Die Stützen wurden komplett mit der Automatik von Lychee Slicer erzeugt. Nach Überprüfung blieben 3 ungestützte Minima übrig, die dann aber auch im Prepare-Schritt automatisch unterstützt wurden.
Ich benutze übrigens die kostenfreie Variante von Lychee Slicer. Bisher gab es nur sehr wenige Anlässe, wo ich auf die Aboversion geschielt habe.
Modelle dieser Größe sollten auf jeden Fall innen ausgehöhlt sein. Dadurch wird sehr viel Resin eingespart und außerdem ist das Modell wesentlich leichter.
Bei hohlen Modellen darf aber eine Drainage nicht vergessen werden, damit einerseits das ungenutzte Resin abfließen kann und andererseits keine Saugglocke entsteht. Jeder der schon mal ein umgestülptes Trinkglas aus einer mit Wasser gefüllten Schüssel gezogen hat, weiß worüber ich rede. Dieser Effekt zerstört meistens den Druck. Deshalb muss immer in Richtung Druckplatte für Löcher im Modell gesorgt werden, – eben für die Entlüftung, damit kein Vakuum entstehen kann. Man sieht die Löcher hier als dunkelgraue Punkte auf dem Hinterteil des Hirsches. Die Löcher dürfen ruhig recht klein sein. 1,5 mm reichen in der Regel voll aus. Die Oberfläche sollten sie möglichst weit durchdringen, sodass sie auch wirkungsvoll sind.
Der anschließende mehrstündige Druck verlief vollkommen problemlos. Meine Druckparameter für das weiße Resin von Anycubic sieht man im folgenden Bild:
Ein weit verbreiteter Irrtum, der zudem durch die Einstellmöglichkeiten suggeriert wird, ist die Steuerung von verschiedenen Geschwindigkeiten in zwei Abschnitten, teils noch verbunden mit aberwitzigen Anhebungen der Druckplatte. Diverse Testreihen haben nicht nur bei mir bewiesen, dass es darauf nicht ankommt. Klar eine gewisse Höhe ist notwendig, die 4mm hier reichen allemal. Richtig ist auch, dass die Geschwindigkeit beim Anheben gering sein sollte, um keine Schäden am Modell zu verusachen. Richtig ist auch, dass die Geschwindigkeit beim Absenken ebenfalls recht niedrig sein sollte und danach eine kurze Ruhephase sinnvoll sein kann um das Resin unter dem Modell zu beruhigen. Viel wichtiger wäre aber, dass die Druckerhersteller endlich mal die Beschleunigung als Parameter editierbar mach würden. Damit ließe sich deutlich mehr machen als mit den angebotenen Parametern. Ende des kleinen Exkurses!
Beim schwarzen Anycubic Resin nehme ich übrigens als Aushärtungszeit eine Sekunde weniger und habe damit ebenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht.
Die Fertigstellung ist in Sicht.
Knappe 16 Stunde dauerte der Druck.
Das sieht sehr gut aus! Nach erster Beurteilung erfolgte der Druck fehlerfrei. Mittlerweile habe ich den Hirsch schon drei Mal identisch gedruckt und es passte immer.
Nach dem Druck kommt der unangenehmste Teil der Arbeit: Reinigen und Freilegen des Modells. Dann geht es mit dem Oberflächenfinnish weiter. Bei weißem Resin kann ich übrigens nur von schwarzem Schleifleinen dringend abraten. Leider sind die Poren im Modell hervorragende Aufnahmen für den Abrieb des Schleifmittels. Das Modell ist kaum wieder zu reinigen, – eigene leidvolle Erfahrung. Mittelweile arbeite ich fast nur noch mit Cuttermessern für das Finnish.
Nach dem abschließenden Reinigen muss noch darauf geachtet werden, dass wirklich der gesamte Hohlraum des Modells leergelaufen ist. Hier ist aber eher mit dünnflüssigem Reinigungsmittel zu rechnen als mit zähem Resin. Erst dann geht es zum Curen, – der letzten Belichtung zur Aushärtung. Ich habe jede Seite mit einer Minute belichtet.
Da waren ja noch die Löcher am Hinterteil des Hirsches. Dafür nimmt man einen Pinsel oder Ähnliches (Q-Tipp geht auch gut) und gibt je einen Tropfen Resin auf ein Loch und belichtet sofort wieder kurz. Die Löcher sind dann zwar geschlossen, aber das Harz ist an der Stelle glänzend statt matt wie am restlichen Modell. Also nochmal etwas aufrauhen.
Letzter Schritt: Sprühklarlack für den schönen Glanz und für eine bessere Licht- und Umweltverträglichkeit. Zum Schluss sah mein Rothirsch in Weiß so aus:
Wer mag und auch ein gutes Händchen dafür hat, kann ja jetzt noch den Pinsel schwingen und den Hirschen colorieren.
Ich wünsche eine schöne Vorweihnachtszeit!
Druckt was Schönes !!!